3. Energie-Gipfel – ein voller Erfolg

Die WiFo Mitglieder im Gespräch mit den Energie-Experten der SWN: Lothar Klaus Melms, Julian Scherhag (SWN), Frank Wolsfeld, Christine Seelbach-Neuer, SWN-Geschäftsführer Stefan Herschbach, OB Jan Einig, Thomas Kill (SWN), WiFo Vorsitzende Marion Blettenberg und Cornelius Kirsche.
Fotos: © Daniel Koch

3. WiFo Energie-Gipfel: Strombedarf steigt um das Dreifache

SWN entwickeln sich vom Stromversorger zum Produzenten

92% der Neuwieder haben einen Gasanschluss. Nach den Plänen der Bundesregierung wird die Quote im Jahr 2045 bei 0 liegen, um die Treibhausgasneutralität zu erreichen. Im 3. Energiegipfel beschäftigte sich das Neuwieder WirtschaftsForum mit der Frage nach dem Weg zur CO2 neutralen Stadt. Bei der Beantwortung halfen die SWN, die das Treffen in ihren Räumlichkeiten ausrichteten. „Von der technischen Wissenschaft, privaten Energielieferanten und kommunalen Energieversorger. Heute schließt sich der Kreis unserer Energiegipfel“, begrüßte Frank Wolsfeld (Sprecher WiFo AK Standort) die rund 65 Interessierten.
Sektorenkopplung und Elektrifizierung (E-Autos, Wärmepumpen, usw.) sorgen dafür, dass der Stromverbrauch der Deichstadt von aktuell 250GWh auf 700GWh steigen wird. Geschäftsführer Stefan Herschbach und Aufsichtsratsvorsitzender Jan Einig unterstrichen, dass sich Neuwied zukünftig von den Schwankungen der Strommärkte und den Krisen der Welt entkoppeln will. Das Ziel müsse sein, der heimischen Wirtschaft und den Menschen günstige und stabile Strompreise zu bieten. Ein Meilenstein der Energiewende ist die kommunale Wärmeplanung. Die SWN wollen dabei die zentrale Rolle spielen und vom Energieversorger zum Energieproduzenten werden. „Die Wertschöpfung bleibt also hier vor Ort“, unterstrich Stefan Herschbach. Erreicht werden soll das durch den Ausbau der Fernwärme, die in den BHKW`s der SWN und der Firma Flohr erzeugt wird. Diese Energie reicht aber bestenfalls für Teile der Innenstadt und Heddesdorf aus. Voraussetzung ist ein rund 100 Mio. Euro teurer und immens aufwendiger Ausbau des Leitungsnetz. Die Verpflichtung der Abnahme dieses Stroms ist eine ebenso spannende Frage, wie die der Kosten für die Heizungsumrüstung. Der Bürger, gab OB Jan Einig unumwunden zu, werde finanziell mit an Bord sein. Den größten Teil des Stroms möchten die SWN mit Windkraft und PV erzeugen. Für die Sonnenenergie hat Stefan Herschbach 350ha im Engerser Feld, wohl wissend um die zahlreichen Restriktionen naturschutzrechtlicher Art, ins Auge gefasst. Hier könnten 250-350GWh Strom erzeugt werden. Weitere rund 300GWh sollen 8-10 Windkraftanlagen auf städtischem Grund beisteuern. Die Standortfrage könnte noch in diesem Jahr geklärt werden. Im Gegensatz zur PV wird hier mehr Energie auf weniger Fläche produziert. Mit einer Höhe von 261 Metern, viermal so hoch wie die Matthiaskirche, verschwieg Julian Scherhag die gigantischen Ausmaße der Windräder nicht. Der SWN-Energiemanager stellte den örtlichen Unternehmen darüber hinaus verschiedene Möglichkeiten der eigenen PV-Stromerzeugung und Einspeisung vor. SWN-Geschäftsfeldleiter Thomas Kill wies in seinem Vortrag auf das große Potential energieeffizienter Gebäudesanierungen hin und machte auf das Angebot der SWN-Energieberatung aufmerksam.
Spannende Diskussionsrunde

Ob Deutschland nicht wieder die AKW´s ans Netz schließen sollte, wollte eine Bürgerin in der Diskussionsrunde wissen. Keine gute Idee, wie Stefan Herschbach fand. Vielmehr müssten sich alle demokratischen Parteien auf einen Konsens verständigen. Vor dem Hintergrund der immens hohen Investitionen sei das Wichtigste die Planbarkeit und verlässliche Parameter. Nicht nur über 4 Jahre einer Legislaturperiode. Einem anderen Fragesteller gegenüber wünschte sich der SWN-Chef mehr Kreativität und Technologieoffenheit von der Regierung. Beispielsweise wären deutliche CO2 Einsparungen erreichbar, wenn dem Gas Wasserstoff beigesetzt würde. Aktuell sei die Energiewende auf das obere Drittel der Bevölkerung, mit Eigenheim und PV-Anlage, zugeschnitten. Die gleichbleibenden Netzkosten würden hingegen auf alle übrigen Bürger verteilt. Anders die SWN. Die städtische Tochter möchte am Ausbau und Ertrag der heimischen Windenergie Privatleute und Unternehmen beteiligen. Etwa durch Sparbriefmodelle und gesellschaftsrechtliche Unternehmungen.
In ihrem Schlusswort kritisierte die WiFo Ehrenvorsitzende Brigitte Ursula Scherrer die Regulierungswut in den letzten 10 Jahren und mahnte mehr Tempo bei den Genehmigungsverfahren an. Eins hätten die drei Energiegipfel gezeigt: Es bestünde dringender Handlungsbedarf. Gemeinsam müsse nach Lösungen gesucht werden. In diesem Sinne bot das abschließende come together den Mitgliedern wieder einmal eine gute Gelegenheit zum Austausch.