Unter dem Dach des Neuwieder WirtschaftsForums neue Ausbildungsplätze geschaffen
Diese Initiative zählt ohne Zweifel zu den spektakulärsten, die das WirtschaftForums Neuwied während der ersten zehn Jahre seines Bestehens gestartet hat. Und sie ist ein bemerkenswertes Beispiel dafür, was ein funktionierendes Netzwerk aus vorwiegend mittelständischen Unternehmen zu leisten vermag: Dank dem Zusammenschluss mehrerer Mitgliedsbetriebe zu Ausbildungsverbünden waren das WirtschaftsForum und die beteiligten Firmen in der Lage, unter dem Dach des Forums neue Ausbildungsplätze zu schaffen. Und zwar Lehrstellen, die ohne dieses „Netz für Ausbildung“ nicht hätten angeboten werden können.
Der Ankündigung vom Herbst 2005 folgten Anfang 2006 also Taten. „Wir sind froh und auch ein wenig stolz, dass es uns gelungen ist, den jungen Menschen eine berufliche Perspektive zu bieten und gleichzeitig unseren Mitgliedern die Möglichkeit zu eröffnen, qualifizierten Nachwuchs auszubilden“, betonte der damalige WiFo-Vorsitzende Walter Gemünd. Gefördert wurde das Projekt von der Neuwieder Agentur für Arbeit.
Als die ersten drei jungen Leute ihre Verträge unterschrieben, taten sie dies nicht etwa im „stillen Kämmerlein“, sondern in Gegenwart zahlreicher Pressevertreter. Denn das Netz für Ausbildung, ein ausgesprochen zukunftsträchtiges Modell, das nach wie vor landesweit Seltenheitswert haben dürfte, fand natürlich reges Interesse bei den Medien.
Die ersten drei Azubis starteten eine Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik, zum Industriekaufmann und zur Bürokauffrau. Später kamen dann noch so „exotische“ Ausbildungsgänge wie Elektroanlagenmonteur oder Personaldienstleistungs-Kauffrau hinzu, die in Rheinland-Pfalz bis dato noch nicht oder nur selten angeboten wurden. Die jungen Leute konnten sich aber nicht nur über die Tatsache freuen, eine Lehrstelle gefunden zu haben. Dank dem Ausbildungsverbund hatten sie auch die Möglichkeit, mehrere verschiedene Betriebe zu durchlaufen. Ein nicht zu unterschätzender Aspekt, der Flexibilität fördert und wertvolle Erfahrung vermittelt. So wundert es nicht, dass dem WirtschaftsForum Anerkennung von höchster Stelle zuteil wurde: Der Mainzer Ministerpräsident Kurt Beck lobte während einer Besuchstour durchs Land, bei der er sich über bemerkenswerte Projekte informierte, den Ausbildungsverbund als vorbildlich.
Auch in wirtschaftlich schwierigen Situationen dürfe man es nicht versäumen, Weichen für die Zeit nach der Krise zu stellen und in Ausbildung zu investieren, betonte Beck bei dem Treffen in Neuwied im Februar 2009. „Das WirtschaftsForum praktiziert dies mit seinem Ausbildungsverbund in hervorragender Weise“, fügte er hinzu und dankte ausdrücklich für das Engagement.
Ein Dank, bei dem sich in erster Linie Inge Schneider und später auch Martin Groß angesprochen fühlen durften. Denn die beiden Mitglieder der Ausbildungskommission des WirtschaftsForums betreuten federführend das Projekt. Mit großem Erfolg, wie man hinzufügen muss. Schließlich konnten unterm Strich neun junge Leute ausgebildet werden.
Und Ministerpräsident Kurt Beck lud das WirtschaftsForum später noch nach Mainz ein, um dort in der Staatskanzlei während einer Info-Veranstaltung das Netz für Ausbildung zu präsentieren.
Das WirtschaftsForum Neuwied und die Wissenschaft – eine Kooperation, die das WiFo während der zehn Jahre seines Bestehens stets begleitet und immer wieder geprägt hat. Der Kontakt zur Wissenschaft, in dem Fall zum RheinAhrCampus Remagen der FH Koblenz, reicht zurück bis in die Gründungszeit des WirtschaftsForums. Mit dem Konzept, ein regionales Netzwerk mittelständischer Unternehmen zu schaffen, um über den Austausch voneinander zu lernen, miteinander zu kooperieren und auch gemeinsam am Markt aufzutreten,
machte das WiFo auf sich aufmerksam und zählte zu den Vorreitern in der Region.
Wenige Jahre später weckte dieses Netzwerk dann auch erstmals das Interesse der Forschung. Genauer gesagt wurde das WirtschaftsForum Neuwied Gegenstand einer Untersuchung, die sich dem Management von Prozessen, Informationen und Kompetenzen in regionalen Netzwerken widmete. Neben dem WiFo gab es zwei weitere Partner im Blick der Wissenschaftler vom RheinAhrCampus und der Universität Koblenz-Landau: das UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal und das Krankenhaus-Netzwerk „Brust-Zentrum Mittelrhein“.
Am Ende standen unter anderem Erkenntnisse darüber, wie Netzwerke gemeinsam mehr leisten, wie sie ihre Chancen besser nutzen und die Risiken verringern können. Für das WirtschaftsForum Neuwied war aber schon allein die Aufnahme in das Projekt damals eine Bestätigung der Qualität seiner bis dato geleisteten Netzwerk-Arbeit. 2008 folgte ein weiteres Forschungsprojekt, an dem sogar drei Hochschulen mitwirkten. „Selbstorganisation für KMU-Netzwerke zur innovativen Lösung aktueller Probleme der modernen Arbeitswelt“ lautete der Titel. Und beteiligt waren die Universität Koblenz-Landau, die Universität Hamburg und der RheinAhrCampus Remagen. Bei dem vom Bund geförderten Projekt ging es um Chancen und neue Wege unternehmensübergreifender Kooperation und Kommunikation. Damit zum Beispiel der Austausch weiter gefördert und das im WiFo reichlich vorhandene Potential und die Kreativität stärker gegenseitig genutzt werden können. Probleme der Arbeitswelt im Verbund lösen? Ein zukunftsträchtiger Ansatz. Der notwendige Informationsaustausch dazu wurde auf der Basis von Web2.0-Konzepten erprobt.
Während das erste Forschungsprojekt den Anstoß gab zur Gründung des Arbeitskreises „Personal & Führung“, entwickelte sich während der zweiten Untersuchung, die später unter dem Stichwort „KMU 2.0 – Innovation durch Kooperation“ lief, eine neue Internet-Plattform des WiFo zum Ausbau der Kommunikation zwischen den Mitgliedsbetrieben. Neben wissenschaftlichen Erkenntnissen stand am Ende also auch durchaus praktischer Nutzen.
Die beiden Forschungsprojekte sind zwei herausragende Beispiele aus der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und WirtschaftsForum und dokumentieren, dass ganz im Sinne des WiFo-Kooperationsgedankens beide Seiten davon profitieren können: Wenn nämlich die Wissenschaft Know-how in die Region transferiert und die Wirtschaft unternehmerische Praxis in die Hochschulen bringt.